Hallo Forum,
hier möchte ich die Probleme mit der Kupplungshydraulik meines NAs, deren Ursache und die Lösungen beschreiben. Wie schon bei vielen anderen MX-5 hatte ich an einem schön heißen Sommertag kaum noch Druck auf dem Kupplungspedal und nach einigen Schaltvorgängen war er ganz weg. Hier im Forum und auf mxfive.at hatte ich schon Beiträge zu diesem Problem gelesen und gleich den Kupplungsnehmerzylinder bei IL bestellt und bei der Werkstatt des Vertrauens einen Liter Bremsflüssigkeit besorgt.
Zunächst hatte ich den Zylinder gewechselt, die alte Bremsflüssigkeit durch frische ersetzt und das System entlüftet. Hier sein noch mal auf mxfive.at verwiesen. Dort ist der Vorgang schön beschrieben.
Link: http://mxfive.at/wenn-die-kupplung-probleme-macht/
Bei mir war die alte Flüssigkeit braunschwarz und die Manschette am Nehmerzylinder war eingerissen. Kein Wunder also, dass es Probleme gab. Doch auch nach dem Entlüften konnte nicht genug Druck im System aufgebaut werden um die Kupplungsgabel zu betätigen. Ich stellte in der Facebook-Gruppe die Frage ob außer dem Geberzylinder noch etwas als Ursache infrage kommen könnte. Dort habe ich erfahren, dass der scheinbar so unkaputtbare Geberzylinder doch schon beim ein oder anderen gewechselt werden musste. Als Tipp für zukünftige Hilfesuchende: Bestellt mindestens auch den Geberzylinder mit, wenn das Fahrzeug bald wieder auf die Straße muss. Eventuell genügt auch ein günstiges Reparaturkit. Woran es bei mir lag erfahrt ihr weiter unten, ebenso gibt's dort weitere Details zu den Reparatursets.
Ich erhielt den Hinweis, auch gleich den Verbindungsschlauch zu wechseln. Dann wären alle Gummi- und Kunststoffteile im Kupplungssystem
ausgetauscht. Das kann nicht schaden. Denn neben aggressiver Bremsflüssigkeit und der mechanischen Belastung setzt den Teilen auch das Alter zu.
Den Verbindungsschlauch (Original) habe ich, wie schon den Nehmerzylinder (Nachbau), bei IL bestellt. Den Geberzylinder habe ich über die Werkstatt meines Vertrauens bestellt. Es ist ein Nachbau von Hert+Buss Jakoparts. Da er bei Stahlgruber vorrätig war, kam er bereits am nächsten Tag. Über's Internet wäre er zwar deutlich billiger gewesen, aber da war mit Lieferzeiten von 3 - 4 Tagen zu rechnen.
Geberzylinder und Schlauch:
http://crusaderx.de/data/2016-07-19_MX-5/IMG_9095.JPG
Nun waren alle Teile da und ich machte mich ans Werk. Der Geberzylinder ist mit zwei Muttern (SW12) befestigt und lässt sich mit einer Steckschlüsselverlängerung und einem Gelenk recht bequem losschrauben. Vorher habe ich die Mutter (SW10) an der Leitung gelöst (noch nicht abgeschraubt) und die Leitung aus den Clips an der Motortrennwand gehebelt.
Nach Abschrauben des Geberzylinders habe ich mit einem unterlegten Tuch die Leitung abgeschraubt. So sifft die Bremsflüssigkeit nicht in die verwinkelten Bereiche der Karosserie. Der Einbau des Neuen Zylinders geschieht in umgekehrter Reihenfolge. Wichtig ist, dass die Stoffdichtung wieder zwischen Zylinder und Trennwand kommt, damit es dort zum Innenraum hin dicht ist und nichts scheuert.
Um den Schlauch zu lösen müsst ihr erst mal etwas Platz schaffen. Ich habe dazu den Luftschlauch an der Ansaugbrücke (blaue Kreise) entfernt und den Kabelbaum an den Steckern (grüne Kreise), sowie an der Befestigung und am Massepunkt (pinke Kreise) abgemacht und zum Kotfügel hin gezogen. Die Stecker sind alle gesichert. Ihr müsst immer erst einen Clip nach unten drücken, damit ihr sie rausziehen könnt. Diese Clips sind mal an der breiten, mal an der schmalen Seite. Ist das erledigt, kommt man recht gut an die beiden Anschlüsse der Hydraulikleitung ran.
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Erst sollten die Muttern der Metallleitungen des Schlauchs gelöst werden (SW10), dann müssen die Klemmbleche abgezogen werden. Das klappt gut, wenn man einen Schraubenzieher in die Schlitze steckt und zieht bzw. drückt. Bei mir war das obere Blech zur Front hin zu lösen, das untere Blech zum Heck hin. Sollten die Muttern noch nicht komplett gelöst worden sein, hilft ein Gabelschlüssel SW17 beim Gegenhalten an den Schlauchenden.
Nun ist der alte Schlauch lose und der Neue kann in umgekehrter Reihenfolge eingebaut werden. An der Schaumstoffummantelung ist eine lilafarbene Markierung. Der alte Schlauch hatte diese nicht. Ich konnte auch keine Unterschiede der beiden Enden feststellen. Also habe ich ihn so eingebaut, dass die Laufrichtung der Beschriftung auf der Hydraulikleitung identisch mit der des Altteils ist. Falls jemand weiß wofür die Markierung gedacht ist, darf er mich sehr gerne aufklären.
Falls ihr alle drei Komponenten des Kupplungssystems auf einmal austauschen wollte, empfehle ich die Leitung am Nehmerzylinder und an der Befestigung angeschraubt zu lassen. Ich hatte die Leitung gelöst und durch den Einbau des Schlauchs hat diese sich verdreht. Ich musste sie erst noch Mal am Schlauch lösen, bevor ich sie wieder am Nehmerzylinder festmachen konnte.
Nun ist das System wieder bereit mit Bremsflüssigkeit gefüllt und entlüftet zu werden. Bis das System mit Flüssigkeit gefüllt und so weit entlüftet ist, dass sich wieder Druck aufbaut, muss einige Male gepumpt werden. Also nicht die Geduld verlieren.
Und jetzt zu den Hintergründen. Mich interessiert oft warum ein Teil kaputt gegangen ist. Oder welcher Teil einer Baugruppe für einen Defekt verantwortlich ist. Zudem wollte ich beim Geberzylinder wissen, ob man ihn nicht zumindest provisorisch wieder funktionstüchtig bekommt. Kurz gesagt: In meinem Fall nicht.
Also machte ich mich daran die beiden Zylinder auseinanderzubauen. Wie erwartet sind sie relativ simpel aufgebaut.
Kupplungsnehmerzylinder:
http://crusaderx.de/data/2016-07-19_MX-5/IMG_9075.JPG
Der Gummiring am Höhe der Nut in der er eigentlich sitzt:
http://crusaderx.de/data/2016-07-19_MX-5/IMG_9078.JPG
Er besteht (von links nach rechts) aus einer Stange, die auf die Ausrückgabel drückt, einer Gummimanschette, die über die Stange und den Zylinder gestülpt ist, dem Zylinder an sich, einem Metallkolben mit Feder und Dichtungsring und der Entlüftungsschraube. Warum der Nehmerzylinder irgendwann den Dienst quittiert, liegt meistens an zu alter Bremsflüssigkeit. Denn im zunehmendem Alter nimmt der Wasseranteil in der Flüssigkeit zu. Dazu möchte ich hier aus Wikipedia zitieren:
"Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch, das heißt, sie nimmt beispielsweise aus der Luft (Luftfeuchtigkeit) Wasser auf. [...] In der Bremsflüssigkeit gelöstes Wasser fördert die Korrosion innerhalb der Bremsanlage, ganz besonders zwischen Bremskolben und Bremszylindern. Durch Lochfraß wird die Oberfläche des Bremszylinders beschädigt, so dass die Dichtmanschetten der Bremskolben nicht mehr 100 % abdichten können."
Quelle=https://de.wikipedia.org/wiki/Bremsfl%C3%BCssigkeit
Was hier über Bremszylinder und Bremskolben geschrieben wurde lässt sich auf die Komponenten des Kupplungssystems übertragen.
Aussperren kann man die Luft nicht. Über den Ausgleichsbehälter kommt die Flüssigkeit zwangsläufig damit in Kontakt. Es ist daher unerlässlich sie regelmäßig zu wechseln. Beim Bremssystem ist dieser Wechsel eigentlich obligatorisch, da dort der Siedepunkt der Bremsflüssigkeit stimmen muss. Durch das aufgenommene Wasser sinkt dieser und die Flüssigkeit muss ausgetauscht werden. Diesen Siedepunkt kann eine Werkstatt recht einfach messen. Die Kupplungshydraulik wird aber eher stiefmütterlich behandelt. Sie ist halt nicht so sicherheitsrelevant wie die Bremsanlage. Doch auch hier empfiehlt sich aus den genannten Gründen ein regelmäßiger Wechsel. Damit lassen sich Ausfälle und Reparaturen vermeiden.
Wie schon erwähnt rosten die Zylinder von innen. An diesen rostigen Vertiefungen drückt sich die Flüssigkeit an der Dichtung vorbei und durch die raue Oberfläche reibt sich der Gummidichtungsring stärker ab und hält dem Druck im System nicht mehr stand. Dieser Gummiabrieb und Metallabtrag sorgt zusammen mit dem gelösten Rost dafür, dass ich die Flüssigkeit mit der Zeit graubraun bis schwarz verfärbt. Ist das der Fall (Blick in den Ausgleichsbehälter genügt) ist höchste Zeit die Bremsflüssigkeit zu wechseln! Der Verschleiß hat allerdings schon begonnen und lässt sich auch durch den Wechsel nicht mehr aufhalten. Lediglich verzögern.
Die Bremsflüssigkeit läuft also irgendwann an der Dichtung vorbei Richtung Gummimanschette. Diese wird von der Flüssigkeit aufgeweicht und reißt ein. Durch den eindringenden Schmutz setzt sich der Verschleiß des Zylinders fort und wird weiter beschleunigt. Dann kommt der Dreck von außen direkt an den Kolben. Der Dichtungsring sitzt ganz hinten und so kann der Schmutz sich leicht über die gesamte Laufbahn ausbreiten und die Gleitflächen zerstören. In den Vertiefungen Sammelt sich der Schmodder und gelangt so ins gesamte System. Rost macht sich weiter an der Gleitfläche des Zylinders breit und Blockiert möglicherweise irgendwann den Kolben.
Doch auch wenn die Flüssigkeit regelmäßig gewechselt wird haben Schmutz und Wasser leichtes Spiel, sollte die Manschette beschädigt oder aus einer Nut herausgerutscht sein.
Also ergeben sich also zwei regelmäßige ToDos.
1. Bremsflüssigkeit wechseln um das aufgenommene Wasser loszuwerden (wie es im Bremssystem obligatorisch ist. Daher in dem Zug gleich mitmachen)
2. Die Manschette auf Risse und korrekten Sitz überprüfen. Das lässt sich beim halbjährlichen Räderwechsel leicht miterledigen. Nur-im-Sommer-fahrer müssen sich halt einen anderen Zeitpunkt ausdenken.
So sollten dann von keiner Seite mehr rostfördernde Stoffe in den Zylinder gelangen.
Rost an der Zylinderinnenfläche:
http://crusaderx.de/data/2016-07-19_MX-5/IMG_9090.JPG
Kupplungsgeberzylinder:
http://crusaderx.de/data/2016-07-19_MX-5/IMG_9073.JPG
Der Gummiring am Höhe der Nut in der er eigentlich sitzt:
http://crusaderx.de/data/2016-07-19_MX-5/IMG_9080.JPG
Dieser besteht (von links nach rechts) aus einem Sicherungsring, dem Zylinder mit Ausgleichsbehälter, einem Kuststoffkolben mit Dichtungsring, einer leicht konischern Kuststoffscheibe, einer kappenförmigen Gummischeibe und einer strammen Feder, die den Kolben an den Sicherungsring drückt. Somit verliert der Kolben nicht den Kontakt zur Mechanik des Kupplungspedals. Der Dichtungsring sorgt dafür, dass keine Bremsflüssigkeit Richtung Kupplungspedal rausläuft und die Gummischeibe baut den Druck im System auf. Über die rechte Seite des Kolbens, die Kunststoff- und die Gummischeibe kann bei zu wenig Druck (aufgrund von Flüssigkeitsverlust) neue Flüssigkeit ins System fließen. Dafür muss im Ausgleichsbehälter immer genug Flüssigkeit vorhanden sein. Sonst zieht das System Luft. Und Luft hat in einem Hydrauliksystem nichts verloren. Der Kunststoffnippel, der am rechten Rand des Ausgleichsbehälters in den Zylinder ragt, hat nur den Zweck, dass sich der Behälter nicht verdreht.
Was war nun also genau das Problem bei meinem MX-5?
Es lassen sich zwei Ursachen ausmachen. Zum einen war der Nehmerzylinder undicht, weil die Laufbahnen aufgerieben und verrostet waren. Der Kolben war schon sehr schwergängig. Zum anderen konnte der Geberzylinder keinen Druck mehr aufbauen. Denn (vermutlich) das Alter der Gummischeibe hat dafür gesorgt, dass sich beim Vorbeigleiten an der Öffnung des Ausgleichsbehälters, ein die Scheibe verhakt hat und einen Teil herausgetrennt hat. Auf dem Foto im roten Kreis schön zu sehen. Bei der Reinigung des Zylinders fand ich das fehlende Gummiteil im Kanal zwischen Ausgleichsbehälter und Zylinderinnenwand.
Das Problem:
http://crusaderx.de/data/2016-07-19_MX-5/IMG_9073_2.jpg
Ich dachte erst, der Zylinder wäre auch undicht, weil er im Bereich des Sicherungsrings feucht war. Aber es war nicht viel Flüssigkeit, daher kam mir das als alleiniger Grund schon etwas unplausibel vor. Jetzt wo die eigentliche Ursache gefunden ist, vermute ich, dass beim Drücken des Kupplungspedals nun mehr Druck am hinteren Dichtungsring anlag als normal und somit eine kleine Menge Bremsflüssigkeit sich am Gummi vorbeidrängeln konnte. Hier ist vermutlich auch das Alter des Gummis noch ein Faktor, der das begünstigt hat. Wäre er frisch, hätte er auch dem höheren Druck standhalten müssen. Die Laufbahn des Zylinders war gerade im unteren Bereich auch schon leicht rau. Dort wo sich laut Gravitationsgesetz der Schmutz sammelt, wenn er sich in der Flüssigkeit absetzt. Gerostet hat es noch nicht, wäre bei ausreichend Wasser in der Bremsflüssigkeit sicher aber auch irgendwann ein Thema geworden.
Der Zylinder von innen. Die Öffnung zum Ausgleichsbehälter gefindet sich ca. auf 11 Uhr.
http://crusaderx.de/data/2016-07-19_MX-5/IMG_9091.JPG
Verbindungsschlauch:
Ist halt ein Schlauch mit Gewinden an den Enden. Hier konnte ich nichts feststellen. Die Dichtungen in den Gewinden waren noch gut und der Schlauch selbst war nicht zugequollen. Ich bin trotzdem froh ihn getauscht zu haben. Sicher ist sicher. Die 20 Euro sollte man investieren.
Abschließend kann ich nur sagen, dass bei verdreckter Flüssigkeit auch der Austausch des Geberzylinders in Betracht gezogen werden sollte. Die Laufbahnen haben dann schon gelitten und eine minimale Beschädigung am alten Gummi kann dafür sorgen, dass er einreißt.
Sind die Zylinderwände noch in einem guten Zustand, reicht es möglicherweise nur die Innereien zu tauschen. Dafür gibt es sogenannte Reparatursets, oder -kits. Oft auch kurz Repkit genannt. Solche Reparaturkits gibt es zum Beispiel von der Firma A.B.S. (All Brake Systems). Die Arikelnummern lauten wie folgt.
- Geberzylinder: 53478
- Nehmerzylinder: 73045
Während sich das Repkit beim Geberzylinder lohnen kann, ist der Preisunterschied beim Nehmerzylinder verglichen mit einem kompletten Nachbauteil (wie z.B. dem von IL) eher gering.
Die Geschichte vom unkaputtbaren Geberzylinder muss wohl neu geschrieben werden. Jetzt, wo die ersten MX-5 auf die 30 zugehen, kann man von Gummidichtungen, die oft mechanisch belastet werden, einfach keine Wunder mehr erwarten.
Geberzylinder neu:
http://crusaderx.de/data/2016-07-19_MX-5/IMG_9100.JPG
Nehmerzylinder neu:
http://crusaderx.de/data/2016-07-19_MX-5/IMG_9107.JPG
Verbindungschlauch neu:
http://crusaderx.de/data/2016-07-19_MX-5/IMG_9099.JPG
Bremsflüssigkeit neu:
(nicht im Bild festgehalten)
Gruß
Simon
PS: Teilen und Weiterverbreiten ausdrücklich erlaubt. Ich habe dank der MX-5-Gemeinde schon von sehr vielen niedergeschriebenen Tipps und Tricks profitiert und einiges an Wissen mitnehmen können. Nun war's mal Zeit etwas zurück zu geben. Und da ich immer nur auf Infos zum Nehmerzylinder gestoßen bin, war es an der Zeit auch dem Geberzylinder ein Kapitel zu widmen.
PPS: Vielen Dank an die Mitwirkenden hier im Forum für eure Tipps! Speziell an perfekterNA für weiteres Hintergrundwissen und an outrage für den Hinweis auf die Reparaturkits.