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154Tach auch!
Einige von Euch kennen die Symptomatik ganz gut, andere haben vielleicht mal davon gehört und einige wissen gar nicht worum es geht....
Hier mal mein Erfahrungsbericht zum Thema Motor Lagerschaden. Genauer das Gleitlager des Pleuels auf der Kurbelwelle. Zylinder 3 war es bei mir wenn ich mich nicht irre.
Motor: 1,8er VVT aus dem NBFL. Laufleistung ca 115.000km
Bei einer weiteren Alpentour 2018 mit meinem NA habe ich das erste mal ungewöhnliche Geräusche während der Fahrt vernommen!
Die verschiedenen Stufen der Wahrnehmung:
1.) August/September 2018: Man vernimmt zum ersten mal ein unnormales Geräusch! Ganz entfernt erinnert es an ein Diesel Nageln. Ein leises Drehzahlabhängiges Nageln/Klackern.
Wahrnehmbar im mittleren Drehzahlbereich. (im unteren Bereich ist das Spiel noch zu gering und im höheren Drehzahlbereich übertönen normale Motorgeräusche)
Ich habe dieses erste Stadium bei besagter Alpentour wahrgenommen. Zuerst dachte ich an zu geringen Ölstand. Aber der war OK und das Geräusch war auch nach einem Ölwechsel noch präsent.
2.) Dezember 2018: Das Nageln wird deutlicher! Auch beim Kaltstart kommt ein Klackern hinzu. Bei Lastwechseln ebenfalls deutlich zu hören.
Hier ein Video mit Sound aus besagtem Stadium:
https://vimeo.com/405776147
Anmerkung: Da war mir der Schaden schon bewusst, habe den Motor versucht so laufen zu lassen dass das Geräusch dominant ist. Bei Gasstößen im höheren Drehzahlbereich ist es schlechter wahrnehmbar weil die gesamte Geräuschkulisse zunimmt.
3.) Mitte 2019: Das Lager weist (vermutlich) jetzt deutliche Freßspuren auf, die erhöhte Reibung benötigt mehr Starterleistung beim Anmachen und der Leerlauf wird unruhiger. Geräusche jetzt immer stärker.
4.) September 2019: Geräusche sind jetzt sehr dominant und laut, manchmal hartes Klackern. Motor geht im heißen Zustand im Leerlauf aus. Exitus steht kurz bevor.
Ich bin mit dem Wagen noch zur Firma gefahren um den Motor dort zu tauschen. Ich würde mal behaupten dass ich wohl keine 10km weit mehr gekommen wäre!
Welche Schäden sind erkennbar:
- Im Öl kann man einen bronzefarbenen Schleier erkennen (das ist das abgeriebene Lagermaterial). In frühen Stadien kann man dies durch eine Ölanalyse feststellen, später durch einfache Sichtprüfung
- Mit einem Endoskop kann man am betroffenen Zylinder an den Außenkanten helle Stellen entdecken (ab Stufe 3). Edit: Zuerst dachte ich dort touchiert vermutlich dann das erste mal der Kolben den Zylinderkopf aufgrund des erhöhten Lagerspiels. Aber das ist völlig Unsinn, zwischen Kolben und Zylinderkopf ist soviel Abstand, das wird so nie passieren! Möglicherweise lösen sich die Ablagerungen durch die Vibrationen. Am Kopf sind auch keinerlei Kontaktspuren zu erkennen! Unter Umständen erkennt man auch bronzefarbige Spuren im Kreuzschliff der Zylinderhonung.
Hier einige Bilder dazu:
Man erkennt die hellen Stellen an der Außenkante am defekten Kolben, nicht aber an den anderen Kolben!
Dafür sieht es am Kopf genau anders herum aus!
- Das Öl bekommt im letzten Stadium einen verbrannten Geruch (ähnlich Elektrobrand)
- Beim Entfernen der Ölwanne kommen dann weitere offensichtliche Schäden zum Vorschein (abgeriebene Metallteile des Lagers, Pleuel bzw Kurbelwelle).
Welcher Zeitraum vergeht von Stufe 1 bis 4:
Bei mir waren es 5000km innerhalb eines Jahres. Wobei ich zum Schluss immer weniger und deutlich zurückhaltender gefahren bin.
Wer nicht gerade wie ich einen Ersatzmotor rumliegen hat sollte beim ersten Anzeichen einen Motorbauer aufsuchen. Im frühen Stadium reicht es vermutlich die Ölwanne aufzumachen und die betroffenen Lager zu erneuern. Im letzten Stadium wird der gesamte Block eine Überholung benötigen: Kurbelwelle frisst am entsprechenden Pleuellager, Zylinderlaufbahnen, Ölpumpe, alles wo das kontaminierte Öl drankommt. Der Motor müsste komplett überholt werden inkl Austausch beinahe aller beweglichen Teile.
Den alten Motor habe ich direkt komplett zerlegt! Hier zeige ich Bilder die das Ausmaß des Schadens ganz gut zeigen...
Blick in den betroffenen Zylinder (man sieht die Düse der Spritzölkühlung!) Das Hohnbild sieht noch ganz gut aus:
Kurbelwelle (ob die noch abzuschleifen ist kann nur ein Motorenbauer sagen!):
Das defekte Pleuellager im Detail (es ließ sich nur noch mit Gewalt von der KW lösen):
Der Kolben im ganzen (im Vergleich mal zu einem Formel 1 Motor Kolben aus der Sauger Ära):
Mittlerweile brummt der Ersatzmotor brav vor sich hin, den alten möchte ich ganz gerne neu aufbauen lassen (aber erst hat ein anderes Projekt Vorrang)
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