Hi,
ich habs ja schonmal im Laberforum anklingen lassen, daß ich ein neues Fahrwerk drin habe...mittlerweile bin ich etliche Kilometer gefahren und möchte Euch gerne meine Erfahrungen mitteilen.
Zunächst mal die Daten: NB Bj. 98, 140 PS (oder so ), Flyin Miata-Stabis vorne und hinten (vorne weich, hinten hart), Artec 9x16 ET 50 mit 30 mm Distanzscheiben pro Seite und Toyo T1-S in 215/40-16.
Vorher: H&R-Federn mit gelben Konis
Jetzt: Bilstein B16 PSS9
Das PSS9 ist ein Gewindefahrwerk mit in 9 Stufen einstellbarer Druck- und Zugstufe, wobei Druck- und Zugstufe gemeinsam im Rahmen einer homogenen Kennlinie verstellt werden.
Nähere Infos zu dem Fahrwerk, den Kennlinien und dem Zusammenhang zwischen Druck- und Zugstufe gibts...naaa? Bei www.bilstein.de
---
1) Fahrzeughöhe
Die H&R-Federn legen den MX um ca. 30 mm tiefer; insgesamt bekommt er eine leichte Keilform. Meine Federn kamen 1999 rein; leider haben sich die Federn vorne ziemlich gesetzt. In den letzten Monaten hatte ich mit den H&R schon mächtige Probleme bei größeren Bodenwellen und habe etliche Male vorne aufgesetzt; dieses Phänomen hat auch ein guter Bekannter (Anni, H&R, Seriendämpfer). Letztendlich kam der MX vorne bestimmt nochmal 15 mm runter in Laufe der Zeit, und das war mir zuviel. Da ich viel und oft zügig unterwegs bin und auch Strecken fahre, die keinen topfebenen Asphalt haben (Alpenpässe, Vogesen, Eifel etc.), kann ich einen am Boden schleifenden MX nicht gebrauchen. Trotzdem lege ich Wert auf eine Tieferlegung; alleine schon aus optischen, aber auch aus fahrerischen Gründen.
Das PSS9 ist im jetztigen Zustand auf - im Rahmen der StVZo - niedrigster Stufe eingestellt und der MX dürfte vorne und hinten um ca. 30mm tiefer sein. Im Vergleich zu den H&R steht er jetzt nicht mehr keilförmig, sondern gerade; d.h. vorne ist er etwas höher und hinten etwas tiefer gekommen als mit (gesetzten) H&R-Federn.
Bodenfreiheit ist jetzt mehr als ausreichend und optisch gefällts mir auch besser, da der MX jetzt gerade steht und ich kein Freund von Keilform-Fahrwerken bin.
Bewegt man sich außerhalb des eingetragenen Verstellbereichs der Höhe, kann man mit dem PSS9 den MX vorne 40 und hinten 50 mm tiefer bekommen. Wers braucht...kann aber zu Showzwecken mal ganz witzig sein. Sinnvoll ist z.B., wenn man mit zwei Leuten und beladenem Kofferraum in Urlaub fährt, daß man den MX hinten dann entsprechend "anheben" kann, falls er etwas "hängen" sollte.
Verstellt wird die Höhe - wie bei jedem üblichen Gewindefahrwerk - mit einem Verstellschlüssel auf der Bühne. Räder sollten frei hängen, brauchen aber nicht abgenommen zu werden.
---
2) Federung und Dämpfung
Grundeinstellung der Dämpfer nach dem Einbau des PSS9 war vorne und hinten "ganz weich"; genauso habe ich die Konis auch immer gefahren. Die Einstellung der Härte erfolgt mit einem kleinen, geriffelten Metallrad oben auf den Dämpfern, das fest angebaut ist. Jede einstellbare Stufe rastet mit einem hörbaren und fühlbaren "Klick" am Rädchen ein; eine Einstellung im Dunkeln bzw. der hinteren Dämpfer neben dem Tank ist also problemlos. Im Unterschied zu den Konis muß man kein Plastikrad aufsetzen und die Einstellung ist absolut exakt auch ohne Sichtkontakt überhaupt kein Problem.
Sofort auf den allerersten Metern der ersten Probefahrt kam der Aha-Effekt: souverän werden alle Bodenunebenheiten geschluckt!
Wo der MX vorher mit Koni/H&R eher nervös auf kleine Huckel, kleine Schlaglöcher und sonstige Unebenheiten reagierte, hat man mit dem PSS9 das Gefühl, die Unebenheiten wären gar nicht da.
Bei größeren Löchern oder Buckeln in der Straße hat die Kombination Koni/H&R schon mal recht aggressiv reagiert; gerade mit meinen - im Vergleich zu Serienrädern recht schweren - 16-Zöllern und den 40er Reifen hat das alte Fahrwerk derbe Löcher oder Buckel recht kompromißlos weitergegeben. Das PSS9 nimmt auch solche Unebenheiten völlig souverän; man hat irgendwie zu vorher gar nicht das Gefühl, daß die 16-Zöller unten dran hängen
Insgesamt würde ich das Federungs- und Dämpfungsverhalten des PSS9 in der weichsten Stufe als extrem homogen und souverän bezeichnen; trotz alledem läßt das Fahrwerk in der weichsten Stufe keinen Hauch Sportlichkeit vermissen. Wo die Kombination Koni/H&R oft nervös wirkte und in Extremfällen auch schon mal "trampelte", hat man beim PSS9 nahezu den Komfort des Serienfahrwerks mit unglaublich guten, sportlichen Dämpfungs- und Federungsverhalten, die die der Koni/H&R-Kombination bei weitem übertreffen.
---
3) Fahrverhalten und Kurventauglichkeit
Am Tag des Einbaus hats nur geregnet; so bin ich nur ein wenig normale Straße und Autobahn nach Hause gefahren, ohne in irgendeiner Form mal eine Grenze beim Fahren auszuloten. Extrem aufgefallen auf dem Weg nach Hause ist mir an dem Tag nur der Komfort - ich hätte nicht gedacht, daß ein Fahrwerk, daß den Wagen 30mm tiefer legt, im normalen Fahrbetrieb so komfortabel wie das Serienfahrwerk sein kann.
Am nächsten Tag morgens wars dann trocken, und da hats mich natürlich nicht in der Wohnung gehalten Also ab in die Garage, die Boxx anziehen, volltanken und dann los Richtung Hagen/Halver/Ennepetal/Breckerfeld; meine Hausstrecke
Nach ein paar Stunden Fahrt, 7(!) mal Priorei (Eingeweihte wissen, wovon ich rede), einem leeren Tank, verpaßten 111.111 km auf der Uhr und einem festgemeißeltem Grinsen war die "Testfahrt" dann beendet. Selbst auf weichster Stufe hat das Fahrwerk schon alle nötigen Reserven auch für extreme Kurvenkombinationen. Ich war deutlich schneller unterwegs als es mit dem alten Fahrwerk möglich war, war dabei aber wesentlich entspannter.
Irgendwie ist das Fahren weniger anstrengend; der Wagen reagiert genau so, wie man es erwartet, man muß bei schlechter Fahrbahn das Lenkrad nicht festkrallen oder ständig nachkorrigieren. Nix trampelt, nix bollert, die Boxx klebt an der Straße Genial!
Die Nick- und Wankbewegungen der Karosse halten sich bei weichster Stufe in absolut erträglichem Rahmen; wobei Wankbewegungen bei der Boxx ja schon von den Stabis deutlich reduziert werden. Selbst bei schnellen Lastwechseln und beim Anbremsen habe ich nicht das Gefühl, daß der Wagen härter sein könnte; er "nickt" ein wenig mehr als bei Koni/H&R, aber nicht zuviel und nicht störend. Trotz 30mm Tieferlegung vorne und hinten habe ich nicht einmal aufgesetzt; selbst nicht bei brutalem Anbremsen vor Kurven mit extrem welliger und schlechter Straße.
Wenn man weiß, daß man ebene Straße fährt oder wenn man es härter mag, hat man beim PSS9 noch 8 Stufen "Luft" zum Verstellen. In den nächsten Tagen werde ich mal die härteren Einstellungen antesten...
Interessant ist, daß mit dem alten Fahrwerk die Boxx immer noch untersteuerte, selbst mit meinen geänderten Stabis, die den MX durch ihre Einstellung eigentlich zu einem neutralen Kurvenverhalten verhelfen sollten. Mit dem PSS9 und nahezu identischer Fahrwerkseinstellung ist das Kurvenverhalten jetzt so, wie es immer sein sollte und nie war: neutral. Mit Schub in die Kurve -> leichtes Untersteuern, mit Neutral-Gas in die Kurve -> neutrales Kurvenverhalten, je nach Gasmenge -> mehr oder weniger starkes Übersteuern.
---
4) Fazit
Mittlerweile hab ich so ziemlich alle gängigen Kombinationen von Federn und Dämpfern gefahren: von 1998 bis 1999 Serie, von 1999 bis 2001 H&R mit Seriendämpfern, von 2001 bis jetzt H&R mit Konis und jetzt eben halt das B16 PSS9.
Daß das Zusammenspiel von Federn und Dämpfer aus dem "Baukasten" Glückssache ist, wissen wir alle. Für den NA hat sich die Kombination Serienfedern/Koni oder Eibach/Koni als brauchbar herausgestellt, für den NB Serenfedern/Koni oder H&R/Koni. H&R/Koni auf dem NA z.B. werden von vielen Leuten hier als kaum fahrbar bewertet.
Ich selber habe ja auch gemerkt, daß Seriendämpfer mit H&R-Federn und relativ schweren Rädern der schnelle Tod für die Dämpfer sind - logisch, denn der Dämpfer arbeitet in einem Bereich, für den er gar nicht konzipiert war, muß aber wegen der Radgewichte in dem nicht vorgesehenen Bereich mit ganz anderen Kräften zurechtkommen. Meine Seriendämpfer waren bei 70.000 km nur noch Luftpumpen.
Ein Koni-Dämpfer kommt damit wesentlich besser zurecht, zumal man ihn in der Zugstufe (aber leider nur in der Zugstufe) einstellen kann.
Ein gutes Fahrwerk muß aber in allen Bereichen der Federung (und das ist bei tiefergelegten Fahrzeugen nun mal weniger Federweg) homogen arbeiten. Dazu kommt, daß Zug- und Druckstufe eines Dämpfers in direktem Zusammenhang stehen, um ein ausgeglichenes Fahrverhalten zu gewährleisten. Mit den Erfahrungen meiner vorigen "Fahrwerke" und den sehr lesenswerten Infos auf der Bilstein-Webseite zu Zug- und Druckstufen und deren Zusammenhang ist mir jetzt auch technisch klar, daß eine Koni/H&R-Kombi zwar ein brauchbarer, aber dennoch nur ein Kompromiß ist.
Mein persönliches Fazit kurz und knapp: wenn man etwas tiefer und dennoch sportlich sein will, ist für den NB die Kombination Koni/H&R ein brauchbarer und bezahlbarer Kompromiß.
Zwischen dieser Kombination und dem B16 PSS9 liegen allerdings - und das ohne zu übertreiben - Welten! Das Fahrwerk ist ein Stückchen Ingenieurskunst und wirklich jeden einzelnen Cent wert. Wie sagte man früher beim Computerclub: Daumen hoch! In diesem Fall alle beide!
Wer nicht tiefer sein will, für den ist Koni sicherlich eine sehr gute Wahl. Wer sehr tief sein will, aber nicht extrem sportlich unterwegs ist, kann zu kostengünstigeren Gewindefahrwerken greifen, die mehr Tieferlegung als nur Federn erlauben. Wer tief und sportlich unterwegs sein möchte, dem kann ich das PSS9 ans Herz legen.
In meiner persönlichen "ewigen Bestenliste", was ich an einem neuen oder anderen Fahrzeug immer wieder sofort machen würde, reiht sich das PSS9 nun nahtlos ein:
1) Spur einstellen
2) Stabis
3) Fächer/Sporttröte, LuFi
4) B16 PSS9
Mein nächster konsequenter Schritt in Richtung optimiertem Fahrverhalten werden natürlich andere, leichte Räder sein, wobei das PSS9 schon sehr gut mit den Bollerrädern zurechtkommt; um Längen besser als die Koni/H&R-Kombi. Die Bollerräder behalte ich trotzdem, weil ich sie einfach schön finde und die Boxx damit tief und bullig aussieht.
Nichtsdestotrotz ist mir im Laufe der Zeit Fahrverhalten wichtiger geworden als Optik, wobei leichte Räder - kombiniert mit Tieferlegung und Distanzscheiben - ja auch nicht unbedingt häßlich aussehen müssen
Danke fürs Zulesen und vielleicht ist dieser Bericht ja eine Hilfe für alle diejenigen, die in irgendeiner Form vor der Entscheidung stehen, etwas am Fahrwerk zu verändern...