US Import.... Teil 1
Die unendliche Geschichte....ist beendet !
Hier mal die Zusammenfassung wie man einen bereits importierten US Miata in Deutschland auf die Strasse bringt. Inklusiv aller Fallstricke und Kosten!
Vor langer langer Zeit (2011) hab ich mir einen gebrauchten Miata Baujahr 2004 gekauft. Der war damals gerade frisch importiert worden aus Miami, Florida. Positiv war der serienmäßige Zustand sowie die geringe Laufleistung von 35.000mls; Negativ dass er einen kleinen Unfall hatte (Vorne links ist jemand seitlich auf den Kotflügel gefahren (sah jetzt auf den ersten Blick nicht sooo dramatisch aus). Trotzdem besaß der Wagen noch einen „Clear Title“ (unfallfreies Fahrzeug).
CoT (Certificate of Title), das ist das amerikanische Pendant zur Zulassungsbescheinigung Teil 2 (Fahrzeugbrief). Den braucht man unbedingt!
Damals gab es einen Enthusiasten aus Norddeutschland der gleich mehrere dieser Fahrzeuge auf einen Schlag aus Amerika rübergeholt hat.
Also waren bereits folgende Kosten gedeckelt:
- Kaufpreis in den USA
- Überführung zum Hafen
- Verschiffung nach Deutschland
- Verzollung (Einfuhrumsatzsteuer)
- Unbedenklichkeitsbescheinigung
- Überführung innerhalb Deutschlands
Außerdem hat der Verkäufer bereits ein Abgasgutachten für alle zum Verkauf stehenden Fahrzeuge durchführen lassen. Auch dieses Gutachten ist zwingend vorgeschrieben.
2011 kam man noch mit 500.-€ durch, heute sind es ab 800.-€ aufwärts.
Den Wagen hab ich damals mit Kurzzeitkennzeichen abgeholt (ja, da ging das noch....!) Fahrbereit war er zwar aber weil die Spur verstellt war hat er ordentlich zur Seite gezogen.
Und dann hab ich ihn erstmal weggestellt...
Zwischenzeitlich kamen mir zwei Umzüge, private Veränderungen und andere Projekte in die Quere. Manchmal hab ich echt vergessen dass da noch so ein Ding in der TG steht...
Anfang letzten Jahres musste ich mich einer Schulter OP unterziehen (abgerissene Sehne) und war somit 2 Monate krank geschrieben. Da hab ich dann den Entschluss gefasst das Ding auf die Strasse zu bringen.
Schritt 1:
Instandsetzung...
Auf Empfehlung eines Forenmitglieds wurde der Unfallschaden bei einem Karosseriebetrieb in Plaidt beseitigt. Leider war es letztlich doch umfangreicher als erwartet:
- Motorhaube
- Stoßstange
- Kotflügel links
- Stehblech
- Linker Scheinwerfer
- Innenkotflügel
- Stoßdämpfer
- Querlenker
- Richtbank
und zu Letzt noch die Lackierung!
Dank vieler günstiger, aber einwandfreier Gebrauchtteile ist der Wagen für 4,5k€ wieder fertig geworden. Hat aber auch so einige Zeit gedauert bis ich ihn wieder abholen konnte. Alles schön auf dem Anhänger....
Na dann, jetzt nur noch Zulassen und fertig... ja ja, schön wär´s!
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Schritt 2:
Um eine deutsche Zulassung zu bekommen bekommen braucht der Wagen ein §21 Gutachten (Vollabnahme). Bis hierhin war mir das auch klar, nur nicht was das zur Folge hat:
Zunächst mal habe ich den Wagen selbst umgebaut um der deutschen StVZO zu genügen:
Scheinwerfer: Umbau auf europäische Variante (US Scheinwerfer haben keine Höhenverstellung; nur symetrisches Abblendlicht und das kombinierte Stand/Blinklicht mit gelbem Standlicht)
Passend dazu einen Leitungssatz der einen „Plug and play“ Rückbau ermöglicht inklusiv neuem Schalter Scheinwerferhöhenverstellung (dazu musste leider der Dimmer für Instrumentenbeleuchtung weichen)
Beleuchtete Sidemarker vorne stillgelegt
Rote Sidemarker hinten durch gelbe Pendants ersetzt
Linke Schlußleuchte durch europäische Variante ersetzt (dadurch konnte die NSL realisiert werden)
Leitungssatz für Nebelschlußleuchte gebaut (inkl. Schaltfolgekonverter und neuem Doppelschalter für NSW und NSL)
Ältere amerikanische Fahrzeuge haben meist noch eine Bereifung ohne das aktuell erforderliche EU Reifenlabel welches es erst seit 2012 gibt. Gelöst durch den Kauf neuer Hankook S1 EVO 2 (die alten waren noch von 2004, das war eh eindeutig zu alt...)
Schritt 3:
Kontaktaufnahme mit dem TÜV... :-o
Direkt hier in Marsdorf gibt es eine Prüfstelle die mit einem Mann besetzt ist. Der Typ ist sehr korrekt und aufmerksam aber immer freundlich. Ich hatte noch nie Probleme mit ihm. Leider konnte er mir kein §21 Gutachten machen da dies für ihn zu zeitaufwändig ist. (Zumal er noch von ATU nebenan jede Menge Fahrzeuge prüfen muss)...
Als Alternative hat man mir die Prüfstelle Brauweiler empfohlen. OK, dann da mal angerufen! Was soll ich sagen, nachdem ich dem Kollegen begreiflich machen konnte das ich Ahnung von der Materie habe war er deutlich auskunftsfreundlicher. Jedenfalls bestand er auf einem Datenblatt für das Fahrzeug weil er keine Daten aus anderen Einzelgutachten übernehmen könne. Außerdem solle ich doch mal mit dem Wagen vorbeikommen... Naja, man hat ja ständig ein Zugfahrzeug und einen Hänger zur Hand . Das Datenblatt würde ich beim TÜV Süd oder bei Mazda bekommen... Ah, ja...
Schritt 4:
Datenblatt Anfrage bei Mazda! (weil der TÜV Süd 40.-€ mehr dafür verlangte!)
Dort antwortete mir das Kundeninformtionszentrum recht schnell wie folgt:
„Um die Anfrage an die Mazda Corporation in Japan senden zu können, benötigen wir bitte die folgenden Unterlagen, welche Sie uns gern per E-Mail zukommen lassen können:
1. Kopie eines amtlichen Identitätsnachweises des Fahrzeughalters bzw. Käufers
2. Kopie der Fahrzeugpapiere (Zulassungsbescheinigung Teil 1 & 2)
3. Nicht geschwärzter Eigentumsnachweis für das Fahrzeug (i. d. R. Kaufvertrag)
4. Farbfotos von der Gesamtansicht des Fahrzeugs (mindestens vorne & hinten)
5. Foto von der in der Karosserie eingestanzten Fahrzeug-Identifizierungsnummer (FIN) (komplett Lesbar)“
Und tatsächlich erhielt ich eine Woche später die Nachricht dass das Datenblatt erstellt worden sei! Für nur ca 210.-€ bekam ich dann eine weitere Woche später eine DIN A4 Seite per Post mit 14 Positionen, bei denen aber schon bei 5 Positionen „nicht bekannt“ dabeistand... Hab mir aber nix schlimmes dabei gedacht!
Schritt 5:
Da der Wagen vorne komplett zerlegt war musste ich noch das Fahrwerk einstellen lassen und die Klimaanlage wurde neu befüllt. (...wieder 200 Tacken weg...).
Hab ich in Brauweiler machen lassen (schön auf dem Hänger hingefahren!) wo auch der Dirk Weistroffer seine Autos hinbringt! Direkt gegenüber sitzt dann auch die Prüfstelle des TÜV Brauweiler. Also den Wagen mal direkt nach gegenüber gebracht, alle Unterlagen (kompletter Ringbuchordner) dabei und mal reingegangen.
2 Prüfer beim Kaffeeplausch, kein Kunde da.... „Guten Tag, wir hatten telefoniert wegen des §21 Gutachten für US Importe“
Jaaaa, haben sie denn alle Unterlagen?
Ich denke schon!
Hab dann mal alles aufgezählt!
Dann zeigen sie mir doch mal das zugehörige Datenblatt!
Der Typ guckt drauf und sagt: „Was ist das denn? Da steht ja nichts drin!? Die Leistung ist in „hp“ und nicht in PS oder kW, da kann ich nichts mit anfangen! Ich müsste die Höchstgeschwindigkeit, das Stand und Fahrgeräusch ermitteln und, und und... Das kostet ja viereckig Geld und außerdem, das könne er hier eh nicht bewerkstelligen da ihm dazu die nötigen Prüfmittel fehlen...!“
Dann sagte er mir ich solle beim TÜV Süd das Datenblatt beantragen!
Ich konnte ihn dann wenigstens dazu bringen mal einen Blick aufs Auto zu werfen was ihm denn sonst noch einfallen würde. OK, dann kam das Thema mit dem Reifenlabel, dann sah er sich die Gurte an (war aber Dank des Aufnähers zufrieden und murmelte von einer Eintragung mit „Entspricht in etwa den europäischen Richtlinien“) und zuletzt wollte er noch wissen wie es mit der Bremsanlage aussieht. Er müsse es schriftlich haben dass dies die baugleiche wie bei den europäischen Modellen sei....
Gut, dann bin ich erstmal wieder zurück...leicht genervt und frustriert...
Erneut Mazda angeschrieben was die denn mir da für einen Mist geschickt haben (wofür ich letztlich umsonst gezahlt hab)! Dann noch einen Schrieb an den TÜV Süd um ein Datenblatt mit der Bitte das dies soweit vollständig sein muss dass es für eine Vollabnahme ausreicht.
Antwort von Mazda: Entschuldigung, dass das Datenblatt unvollständig sei, sie aber auch keine weiteren Infos bekommen könnten! Sie würden gerne mal die Daten meines zweiten US Miata haben um diese den Kollegen der Homologation zur Überprüfung zu geben. (hat leider auch nichts gebracht!)
Antwort TÜV SÜD:
„Wir können Ihnen folgende Aussage treffen.
Die amerikanische Bremsanlage entspricht im Jahr 2004 den europäischen Anforderungen.(US Norm und EU Norm kompatibel)
Jedoch haben wir keine Daten zu den Geräuschen, Emissionen und Höchstgeschwindigkeit.
Bitte fragen Sie bei der Datenblattstelle des TÜV-Nord nach.“
Dann noch beim TÜV Nord angefragt...dreimal dürft Ihr raten was die geantwortet haben...: „Fragen Sie beim TÜV Süd!“