Liebe Gemeinde,

nachdem hier so viele tolle Berichte vorhanden sind, versuche ich mich auch an einem.

Auf der Suche nach einem "Nachfolger"-Spaßmobil für den verkauften 2003er Golf R32 habe ich einige Zeit mit Recherche verbracht. Das hat länger gedauert, weil das Ziel noch nicht so ganz klar umrissen war.

Die Anforderungen waren sinngemäß wie folgt:

  • eher leicht (der Golf hatte 1640 kg)
  • möglichst wenig Elektronik und Komplexität
  • irgendwie sportlich
  • idealerweise mein Jahrgang (Spoiler: hat nicht geklappt)


Optisch ansprechende und halbwegs sportliche Modelle kamen unter die Lupe: Fiat 124 (1981), Lotus Super Seven Klone (vorrangig Westfield).
Die hatten aber alle auch so kleine Probleme. Sei es Korrosion, mögliche Konflikte bei der Zulassung (Kitcars mit "unplausibler" Erstzulassung auf Basis englischer Praktiken) sowie Konflikte mit der Beifahrerin (sinngemäß "Da werde ich nicht mitfahren.").

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(Hier bitte Evolutionsprozess vorstellen, Stunden der Internet-Recherche, etc.)

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Schließlich fand ich die Antwort: Miata. (Gut, frei vom Slogan übernommen, ein Miata ist's ja nicht.)

Hier war mir sowohl das Forum als auch die Seite mx-5.de wie auch mxfive.at eine große Hilfe.
Große Liebhaber-Gemeinde, großer Erfahrungsschatz, solides kleines Auto, leicht und sehr hübsch.

Die Findungsphase fand nach einem guten Jahr ein Ende und ich konnte mich fokussieren.

Welches Modell soll es werden?
Muss ich irgendeine Ausstattung haben?
Gibt es auch nicht-rote Autos?

Beim Modell gab es so zwei, drei kleine Sachen, die doch nochmal zum Nachdenken geführt haben.

Großer Motor? - Oh, der hat immer eine längere Achse. Na dann auch nicht so wichtig.
Airbags? - Da steht ja auch wieder Elektronik hinten dran ...
Baujahr? - Oh, sieh an, die Japaner hatten doch schnell einen +hüstel+ Design-Ausrutscher. Geht ja gar nicht, das Armaturenbrett.
ABS? - Gab es nur in den Racing Green? Naja, war später Serie, gibt schlimmstenfalls Ersatzteile für.

Da war sie getroffen, die Entscheidung.
Und wie einfach dann die Suche war ...

Okay, gehen wir mal in die Marktbeobachtung.

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(Hier bitte vergehende Wochen vorstellen, in denen quasi keine Autos in den Portalen auftauchten.)

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... und dann finde ich zwei Autos, ähnliche Preisvorstellung, die ich an einem Tag anschauen könnte.
Zweieinhalb Stunden bis nach Gießen, Auto angucken und danach nochmal eine gute Stunde nach Mannheim. Das geht!
Angerufen, Termine vereinbart, kleine Anzahlung eingepackt und los geht's.

Erstes Auto, im Inserat mit Picknick-Koffer auf dem Gepäckträger hinten, steht in einer Scheune mit "Kunstrasen"-Teppich.
Rundum Lackstift, beim Tast-Griff entlang der Radhauskanten hinten beinah vom messerscharfen, absplitternden Lack die Finger aufgeschnitten. Blick unter die Haube, Motorrückseite verölt. Nochmal grob druntergeschaut, am Schweller ein abgerutschter Wagenheber, die Kanten unten rostig ...
Keine 10 Minuten hat das gedauert. Dann schaute mich der Anbieter verdutzt an, als ich sagte, dass ich den nicht haben will. Er meinte die 10k wären günstig, nur der Lack mindere den Preis.
Das Auto kam in der folgenden Saison immer wieder mal in Kleinanzeigen mit den gleichen Bildern vorbei - hat scheinbar noch niemanden gefunden, der viel Garagenzeit hat.

Kurze Fahrt nach Mannheim, auf dem Weg noch einen Lackdickenmesser "aufgesammelt".

Zweites Auto, im Inserat ganz gut anzuschauen.
Fenster gehen nicht mehr weit runter. Dach (Vinyl) ist an der B-Säule eingerissen, aber nicht völlig im Eimer. Innenraum zumindest vollständig, im Ascher ist was drin. Wurzelholzdekor ist auch für den Ascher, ähm, für die Tonne, weil unansehnlich und vielfach halb abgelöst. Türpappe rechts hat Katzen-Kratzer, Persenning liegt auf der Hutablage beim geschlossenen Dach und der Dekobügel ist glücklicherweise nur mit einer Schraube je Seite "fest".
Motor macht einen guten Eindruck, Öl an der Rückseite ist sehr wenig, Motorlauf ist auch gut.
Lack ist überall drauf. Reichlich für meinen Geschmack und den des Lackdickenmessers. Aber wenigstens ganz gleichmäßig. Wer weiß ... weitere Unterlagen gibt es nicht, nur den letzten HU/AU-Bericht.
Probefahrt geht irgendwie nicht so richtig, TÜV ist über zwei Jahre abgelaufen, Auto scheinbar angemeldet aber eben irgendwie komisch. Ist mir zu heiß, der Anbieter hat den 20 km so überführt, sagt er.

Im Gespräch stellt sich raus, der Wagen ist ein Erbfall bzw. Teil der Erbmasse und stand in einer Tiefgarage.
Der Erbe hat weder Interesse noch wirklich Platz und mag den Wagen loswerden. Kurzes Gespräch mit der besten Beifahrerin der Welt, Anzahlung gemacht und der Rest ist Geschichte.

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(Hier den kurzen Schnitt im Film vorstellen, nachdem es immer spannend weitergeht.)

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Zwei Wochen später, der MX-5 ist abgemeldet und "Mitnahmebereit", werden kurz die Formalitäten gemacht, der mitgereiste Fahrer nimmt die Schlüssel, Sprit rein und ab auf den Weg.
Der Weg sind 420 km Autobahn, ich hatte knappes "Servicematerial" eingepackt und war guter Dinge.

Und weil die MX-5 so solide Fahrzeuge sind, ist auch einfach nichts passiert. Wir kommen nach einem Stopp an der Imbissbude wohlbehalten zuhaus an. Es ist der letzte schöne Novembertag 2023.


-- Kommentare bitte für den Abschluss der Geschichte aufsparen. Werden sicher noch ein, zwei Beiträge kommen. Ich ergänze dann, dass der literarische Teil abgeschlossen ist. --